Montag, 1. September 2014

Zwischen Hoffnung, Glück und großer Angst

Einige wissen es schon, viele vermuten etwas. Ich brauchte eine gewissen Zeit um das alles zu verarbeiten bevor ich es "offiziell" mache und bin immer noch nicht ganz sicher, ob es der richtige Weg ist. Da es aber vielen Mut machen und Hoffnung geben wird, denke ich, ist es die richtige Entscheidung es hier bekannt zu geben:

Wir haben das große Glück Anfang nächsten Jahres wieder ein Baby in der Familie zu haben! Ja, es stimmt, wir werden noch mal Eltern und Leonard ein großer Bruder!

Es liegen schwere, turbulente und emotionale Wochen hinter uns und die schlimmste Zeit liegt noch vor uns. 

Es ist ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Hoffnung, Glück und Angst. 

An manchen Tagen ist alles gut, ich fühle mich gut, bin glücklich und strahle, geniesse das erneute Glück ein Kind zu bekommen und an anderen Tagen packt mich die pure Angst, die Panik, dass sich alles wiederholen könnte. Die Termine beim Arzt sind dementsprechend doch mit einigem Stress verbunden. Vor jedem Ultraschall schiesst er mir panisch durch den Kopf, dieser eine Gedanke "Lebe! Schlag, du kleines Herz, schlag!" und die Erleichterung fällt förmlich wie ein Stein von meinem Herzen, dass alles gut ist.

Ich habe nach langer Zeit des Wartens gelernt, dass eine Schwangerschaft nicht selbstverständlich ist, dass schwanger werden nicht selbstverständlich ist und hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Diese zwei Striche auf diesem Test zu sehen war eine Welle der Emotionen, der Angst, der Ungläubigkeit. Der erste Termin beim Arzt war Horror, Unsicherheit und ganz tief in mir versteckt pures Glück.

Dann kam das Schwanken zwischen laut in die Welt hinausrufen oder für uns behalten. Wir haben uns dann darauf geeinigt es erst mal den wichtigsten Personen zu sagen bis wir es nicht mehr verheimlichen können. Das hat auch so weit funktioniert, bis Leonard etwas mitbekommen hat. Da mussten wir ihm alles erklären und da wir wussten, dass er es eh jedem erzählen würde, haben wir auch nichts mehr verschwiegen. 

Es ist nicht leicht mit einem Babybauch durch die Welt zu laufen, wenn alle Samuels Geschichte kennen. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Manch einer fiel uns in die Arme mit Tränen in den Augen, zeigte mehr Glück als wir und andere ignorieren die Tatsache an sich, dass ich erneut schwanger bin, einfach komplett. Leider ist letzteres eher häufiger anzutreffen, was es an manchen Tagen nicht einfach für mich macht.

Trotz allem sind wir sehr sehr glücklich, dass wir noch eine Chance bekommen, dass wir Hoffnung haben und es mir soweit gut geht. 

Es ist in der Tat ein kleines Wunder alles noch mal erleben zu dürfen, auch wenn es schwer ist. 

Dieses Mal wissen wir alles besser zu schätzen, zu geniessen und sind sorgfältiger. Vielleicht sollte es so sein?

Wir werden Samuel nie vergessen. Er wird immer bei uns sein und dieses Kind wird ihn auch niemals ersetzen! 

Dieses Mal wird alles gut gehen, muss alles gut gehen! Wir versuchen positiv in die Zukunft zu schauen....

Montag, 6. Januar 2014

Das Ende einer merkwürdigen Reise

Wenn ich zurückblicke und mir alles noch mal durchlese und die Erinnerungen durchsehe, dann habe ich eine lange merkwürdige Reise hinter mir. Ich wurde aus einem Leben gerissen, das für mich selbstverständlich war. Mit Dingen und Menschen, die für mich selbstverständlich waren. Ich habe mein Kind verloren und mich selbst, musste von jetzt auf gleich ohne es zu wissen auch um mein Leben kämpfen. Habe mich oft gefragt, ob ich lieber hätte gehen und Samuel hier lassen sollen...


Man sagt der Mensch trauert ein Jahr. Bei mir waren es jetzt exakt 1 Jahr, 5 Monate, 10 Tage, 15 Stunden und 35 Minuten. Das macht 75 Wochen und 528 Tage. Ich trauere immer noch, keine Frage, das wird auch nie aufhören. Jedoch ist es wesentlich besser als noch einem Jahr. 


Ich habe dieses Jahr Weihnachten "geniessen" können, ich habe nicht geweint. Ich habe Silvester richtig feiern können, ich habe nicht geweint. Ich schaue positiv in das neue Jahr. Ich habe neue Ziele, neue Hoffnung. Allerdings keine Pläne, denn die mache ich nicht mehr. 


Ich vermisse Samuel. Jeden einzelnen Tag, jede Nacht. Es wird auch immer Tage und Momente geben an denen es mich einholt und wahnsinnig weh tun wird. Ich habe allerdings akzeptiert, dass er nicht bei uns sein kann/darf/soll, wie auch immer. Ich habe ihn losgelassen, wie man so schön sagt. In seine Welt, in die ich, wir alle, nicht gehören. Natürlich tut es weh, das zu sagen und es macht mich traurig. Trotzdem ist es so.


Und damit bin ich am Ende dieses Tagebuches hier. Vorerst. Ich lasse es online, weil es so viele gibt, die Mut fassen durch meine Worte, die sich verstanden fühlen, denen es hilft das zu lesen, was sie denken. Das ist immer das, was ich damit erreichen wollte und das habe ich geschafft. Das macht mich glücklich. Zu sehen, dass es anderen dadurch ein Stück besser geht, sie den gleichen Weg gehen müssen, jedoch etwas vorbereiteter sind, manches vielleicht anders angehen können.


Wie viele gemerkt haben bin ich immer irgendwie zu erreichen. Ich antworte nicht sofort auf jede Email, ich bemühe mich aber es zu tun, auch wenn es manchmal länger dauert. Ich bin über Facebook sehr gut zu erreichen, dort haben sich viele von Euch bei mir gemeldet und ich habe wieder einmal gesehen, wie viele es von uns gibt und wie viele "Neue" dazukommen.
Wer weiß, vielleicht geht es hier eines Tages weiter mit einer erneuten Schwangerschaft? Ich weiß es nicht. 


Bleibt stark, seid mutig, geht Euren Weg. Es ist schwer und oft steht man ganz nah am Abgrund, aber es geht weiter. Es gibt immer eine kleine Brücke, auch wenn sie manchmal einbricht und repariert werden muss. Es gibt auch immer ein paar Menschen, die einem die Hand reichen oder einen Stück des Weges tragen. Ihr müsst sie nur lassen. Ihr seid nicht allein. Keiner von uns ist allein.


Ihr müsst Euer Leben neu ordnen, neu aufbauen und noch ein paar mal umstrukturieren, aber dann seid ihr ein neuer Mensch mit alten Zügen und ihr werdet sehen, das Leben lohnt sich wieder und hat einen Sinn. 


Ihr müsst Euch selbst gegenüber nur ehrlich sein und reden. Fresst nichts in Euch hinein, schluckt nicht alles runter. Öffnet Euch denen, die wirklich helfen wollen. Macht Euch niemals was vor und überspielt nicht alles. Wer weiß besser als ich, dass das verdammt schwer ist? Ich habe es geschafft, ihr schafft es auch.


Alles Gute, ganz viel Kraft und noch mehr Liebe.