Mittwoch, 3. Oktober 2012

Alles neu

Nun sind wir umgezogen.


Es war schwer das alte Heim zu verlassen.
Mein Großer hat dort seine ersten 2 Jahre verbracht, das prägt einen doch ganz schön.


Es stecken so viele liebevolle Erinnerungen in diesem Haus. Ich habe dort die gesamte zweite Schwangerschaft verbracht und bereits ein Babyzimmer eingerichtet. Und nun mussten wir alles wieder abbauen.
Das hätten wir eh irgendwann tun müssen, aber so war es irgendwie so endgültig und unter Zwang.


Wir waren beide sehr angespannt, wollten nicht, dass jemand ausser uns die Sachen transportiert.
Wir hatten zu viel Angst dass etwas kaputt gehen könnte, dass die Erinnerung irgendwie zerstört wird, was eigentlich totaler Blödsinn ist.


Ich hatte besonders Angst um meine beiden Gipsabdrücke meiner Babybäuche. Das ist alles was ich in den Händen halten kann neben den Ultraschallbildern und Fotos nach der Geburt. 


Als dann alles aus dem Zimmer raus war, war es ein bedrückendes Gefühl.
Der Raum wirkte so groß, kahl und leer.


Der Abschied war schwerer als gedacht... Diese Zeit hinter mir zu lassen fällt mir schwer, auch wenn ich weiß, dass es jetzt besser wird mit den neuen Räumlichkeiten.
Es ist ein neuer Abschnitt mit neuer Hoffnung und doch tut es weh das alte zurückzulassen.


Als ich das Babybett im Hänger sah musste ich mich zusammenreissen. Das ging noch. Als aber dann der neue, nie benutzte MaxiCosi aus dem neuen, nie benutzten Quinny raus musste und ohne Baby transportiert werden musste, wurde es hart.


Das tat verdammt weh ihn so stehen zu sehen, so unberührt und leer.
Es hätte alles anders sein sollen. Die unbenutzte, bereits aufgebaute Wippe mit der kleinen Eule wurde auch wieder eingepackt. 


Das ist alles nicht richtig. Und es gibt viel zu viele von uns Sternenkind-Eltern. Und immer wieder wird das Thema totgeschwiegen. Ich will das nicht! Ich will dieses elendige Schweigen brechen! Ich will, dass auch wir offen darüber reden können und unserer Trauer Raum geben können ohne diese Blicke, ohne in Watte gepackt zu werden!


Wir brauchen keine Sprüche wie "Ihr seid doch noch so jung und habt schon ein Kind" oder "Mit der Zeit wird alles besser".
Sowas wird nicht besser und auch wenn wir jung sind: Dieses Kind fehlt!!!! Es ist nicht da!


Ich weiß, dass diese Sätze meist nicht böse gemeint sind, aber sie helfen uns nicht! Ein "verdammte Scheisse" wäre uns lieber.


Nehmt uns bitte so wie wir sind, so, wie uns das Schicksal verändert hat.
Und nehmt uns nicht übel, dass wir manchmal kalt und hart sind. Wir wissen jetzt wie kurz das Leben ist und wie grausam es sein kann. Das macht einen anderen Menschen aus uns. Anders als wir vorher waren. Wir sehen die Welt manchmal mit ganz anderen Augen. Und wenn viele uns zuhören würden anstatt uns zu blocken, weil wir nicht mehr in ihr Weltbild passen, dann würden sie verstehen warum wir sind wie wir sind.


Hinter jedem Menschen steckt eine Geschichte, ein Schicksal. Keiner ist ohne Grund so wie er ist. Das vergessen wir leider alle viel zu oft...

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