Donnerstag, 1. November 2012

Schwere Entscheidungen

Gestern waren wir unterwegs einen Grabstein aussuchen.
Hört sich einfach an, ist aber total schwer.


Man steht dort rum und guckt und läuft umher, schaut sich gefühlte 1 Millionen Steine an und doch ist nichts dabei was einem irgendwie auf den ersten Blick gefällt. Man schaut auf die Steine und denkt: " Hm... Du sollt also auf das Grab meines Sohnes. Passt Du dahin? Will ich Dich dort jedes mal sehen? Würdest Du IHM gefallen?" 


Tatsache ist, dass was bleibt für uns ist die Erinnerung und die Stelle an der wir ihn besuchen können und diese soll so schön wie nur möglich sein.


Nach langem hin und her haben wir einen passenden Stein gefunden von dem wir denken, dass er dort hinpasst und auch etwas kindlich aussieht. Aber dann ist man ja leider noch lange nicht fertig.
Es muss ja noch was drauf auf den Stein. Ich habe zum Glück die Möglichkeit selber etwas zu malen, was dann darauf gemacht wird. Dafür bin ich so dankbar. Es ist ein Stück von mir, dass ich dort mit verewigen kann. Ein Wegbegleiter, wenn man so will.


Und als wir dann durch waren beim Steinmetz da kam es wieder, das schwarze tiefe Loch. Das Warum. Das abartige Gefühl, dass alles, was wir haben ein paar Fotos und ein Grab sind. Und die Erinnerung an 9 Monate Schwangerschaft.


Tiefe Trauer und große Wut machen sich breit, gefolgt von einem Zorn auf die glücklichen Menschen um einen herum. Man will nichts hören und sehen. Keinen sprechen müssen, sich verkriechen und einfach schreien wollen "Lasst mich einfach alle in Ruhe! Ich will keine Hilfe und keinen Trost und ich will keine glücklichen Menschen sehen und erst recht keine, die sich über Probleme beschweren, die KEINE sind!!!" Doch das geht nicht. Ich muss raus in diese andere Welt, zu der ich manchmal nicht mehr gehöre und ein Schauspiel spielen.
Mein Kind aus dem Kiga abholen als wäre nichts gewesen. Als hätte ich einen ganz normalen Tag gehabt.


Wenn ich gefragt werde, ob alles gut ist, sag ich einfach ja. Ich will nichts erklären müssen und diese klaffende Wunde noch tiefer einreissen lassen. 


Und jetzt sitze ich hier, alles tut mir irgendwie weh, mein Schädel brummt, ich fühle mich krank und bin mit allem überfordert. Eigentlich möchte ich nichts machen. Nur stumpf daliegen. Aber es geht nicht. Ich muss. Aber vielleicht  ist dieses "müssen" gut, damit ich weitergehe und nicht stehen bleibe. Ich weiß es nicht mehr.....


Ich kämpfe den Kampf zwischen aufgeben und weitermachen. Und immer wenn ich denke er ist vorbei fängt er wieder von vorne an. 


Warum ich das schreibe? Weil es Menschen gibt, die genau das gleiche fühlen und es nicht in Worte fassen können, die aber jetzt hier vor sitzen, lesen, weinen und sagen "Ja, so ist es." Und dann wissen sie, dass sie nicht alleine sind und es geht ihnen besser. Damit schaffe ich es auch andere zum kämpfen zu bringen. Mehr will ich gar nicht. 

1 Kommentar: